Samstag, 12. März 2011

01 Hallo Mr. Aggressive

01 Hallo Mr. Aggressive
Bellas PoV

Okay. Wie stellte ich nun an, dass der Neue mir so schnell wie möglich verfiel?
Mal nachdenken. Wie sah er eigentlich aus?
Bis jetzt hatte ich den Kerl noch überhaupt nicht gesehen, aber so wie ich Lauren kannte, war er nicht gerade mein Traumtyp. Yeapi.
Ich würde ihn schon erkennen. Es war ja nicht so, dass hier in Forks ständig neue Schüler antanzten. Eher das Gegenteil. Er dürfte hier als Neuer ungefähr genauso gehandelt werden, wie ein Elefantenbaby im Zoo. Alle müssen es genau studieren und beobachten.
Der Kerl konnte einem schon irgendwie leidtun. Naja, fast. Ich musste ihn schließlich noch verführen, auch wenn ich noch immer nicht genau wusste wie. Ärgerlich? Vielleicht. Nervig? Definitiv. Ideen? Leider keine.
Ich schlurfte langsam zum Chemieunterricht, während meine Gedanken sich Gedanken darüber machten, was ich nun tun sollte. Ich konnte schlecht zu ihm hingehen und sagen: „Hey du! Du kennst mich zwar nicht, aber du willst sicher mit mir schlafen, richtig? Heute ist dein Glückstag. Sex umsonst.“
Ich lachte leise vor mich hin. Ja, das würde sicher glimpflich vorüber gehen. Ich stellte mir das richtig lustig vor:
Ich gehe auf diesen armen Kerl zu. Er ist absolut wehrlos. Er weiß noch nicht, dass ich ihn gleich umhauen werde, wie ein nicht bremsbarer Zug. Tut tut.
Ich halte lächelnd vor ihm an und schneide eine Grimasse, die eigentlich sexy sein soll, aber mehr aussieht, als hätte ich gerade eine Spinne im Mund – und ich muss anmerken: Ich hasse Spinnen, mögen sie alle sterben!
Er sieht mich etwas verstört an und sucht keine Sekunde später bereits nach Fluchtwegen. Leider keine in Sicht. Er sieht sich panisch nach einem Retter um, aber Superman wurde von der Flugzeugturbine erwischt, Indiana Jones von den Schlangen gefressen und Batman und Robyn haben zur Zeit leider keine… räusper… Zeit, Sie verstehen? Zwinker, zwinker.
Er ist mir schutzlos überlassen. Wie die Gazelle dem Löwen, wie das Lamm dem Wolf und wie er eben mir. Doofe Metaphern. Wofür sind Metaphern eigentlich gut. Ich bin kein… Ah nicht ablenken lassen.
Langsam zieht er den Rückzug an, kommt aber nicht weit und prallt mit seinem Rücken gegen die Wand hinter ihm.
Ich strecke ihm meine Brüste förmlich entgegen, sie schreien laut: Nimm sie!
Aber er scheint eher von der Tatsache abgeschreckt, dass meine Brüste sprechen können. Dumme Brüste.
Ich streiche langsam mit einer Hand über seine Brust. Er zuckt zusammen und drückt sich weiter in die Wand. Tut mir leid, aber die Wahrscheinlichkeit, dass du dich durch die Wand drücken kannst, liegt gegen Null. Physik. Du verstehst schon.
Dann grinse ich ihn an, ich habe Spinat zwischen den Zähnen, erfahren werde ich es jedoch erst, wenn ich das nächste Mal in den Spiegel gucke. Ich schiebe es auf den Spinat, dass er dann zerspringt.
Wie auch immer!
Ich klimpere mit meinen Wimpern, leider rutscht eine von den aufgeklebten ab und nun sehe ich noch ein wenig seltsamer aus, als sowieso schon, was ihn definitiv noch mehr einschüchtert.
Dann kommt mein Einsatz: Hey du! Du kennst mich zwar nicht, aber du willst sicher mit mir schlafen, richtig? Heute ist dein Glückstag. Sex umsonst.“
NATÜRLICH willigt er ein und ich bin glückliches Mitglied von Laurens Gang.
Ja, genau ungefähr so läuft das ab. Ja, genau so wahrscheinlich ist, dass das Ganze problemlos von der Bühne gehen wird. Auch diese Chance läuft gegen Null. Oder minus unendlich. Ich war noch nie gut in Mathe oder Physik oder… Ihr versteht schon.
Als ich endlich im Chemieraum angekommen war, bemerkte ich sofort, dass irgendetwas nicht stimmte. Da saß irgendwas auf dem Platz neben mir, der üblicherweise leer war.
Außerdem saß Angela Webber auf meinem Platz, was ich so nicht tolerieren können wollen sollte. Oder? Eh ja. Ich war wohl immer noch nicht ganz da.
Ich ging langsam auf den Tisch zu und starrte die beiden an. Neben ihr saß ein Kerl, Typ, Junge, Wesen, Es mit einer Brille, die meine Oma wahrscheinlich nicht mal getragen hätte, einem Haarschnitt, der den Begriff eines solchen nicht einmal verdiente, und lass mich bloß nicht von seiner Kleidung anfangen.
Ich, oberflächlich? Naaaaaah, niemals. Nur minimal. Mit Vorurteilen.
Das war also der Neue? Danke Lauren. Und ich dachte schon vorher, dass es schwer sein würde. Und da hatte ich nur geglaubt, dass es schwer werden würde, weil ich ihn davon überzeugen musste, dass er Sex mit mir haben wollte, aber jetzt musste ich mich erst mal selbst davon überzeugen.
Ich wette eigentlich wollten Metallica ‚Die, die my Lauren‘ singen und nicht ‚my darling‘. Ihre Boshaftigkeit war schließlich allen Menschen bekannt.
Ich räusperte mich und nur Angela zuckte zusammen. Okay, er wusste also noch nicht, wie das hier in der Schule ablief. Er würde es bald lernen.
Ich lächelte die beiden so zuckersüß an, dass ich schwören könnte, dass ich gespürt habe, wie der Karies gelacht und die Löcher in meine Zähne gebohrt hat. Angela verstand sofort und flüchtete erfolgreich, aber nicht bevor sie sich noch von… von… ja verabschiedete.
Edward war also sein Name. Na Prost Mahlzeit. Da hatten seine Eltern eine super Ausgangsposition für ihn geschaffen, not.
Er sah mich skeptisch an. Ich war versucht, eine ausschweifende Handbewegung mit einem ‚Kusch kusch‘ zu untermalen, aber verkniff es mir in letzter Sekunde doch noch. Er sollte schließlich Sex mit mir haben wollen.
Wechseln der nicht vorhandenen Taktik.
„Hallo, ich bin Bella.“, begrüßte ich ihn und streckte meine Hand aus.
Er sah sie an, als ob sie dafür verantwortlich war, dass die Polkappen schmolzen. Und dann wandte er einfach den Blick ab und starrte auf seinen Block.
Was zum?
Wie unfreundlich war der denn? Tz, mit sowas muss ich mich doch nicht abge- doch.
Ich schicke einen leisen Fluch an Lauren und Gott und alle Verantwortlichen und setzte mich auf meinen Platz.
Ich beobachtete ihn von der Seite, aber tat so, als säße ich nicht neben ihm, als wäre der Platz neben ihm einfach leer. Hallo? Das war meine Art. Ich hab da ein Patent drauf!
Ich starrte ihm ein Loch in den Kopf. Hm, sah ziemlich voll da drin aus. Wahrscheinlich ein kleines Genie. Okay, klein nicht, er war sicher um die 1,85m groß.
Während ich meine Augen auf Wanderschaft schickte, bemerkte ich nur beiläufig, dass er irgendwann zurückstarrte. Nicht bewundernd oder begeistert, dass ihn endlich jemand betrachtet. Viel mehr sauer, gereizt, wütend.
„Ich würde es begrüßen, wenn du deine Augen und eigentlich alles von dir von mir fernhältst und mich in Ruhe lässt. Sofort.“, zischte er.
Okay! Gereizter Typ. Das würde nicht gerade einfach werden, den vom anderen Ufer rüber zu locken. Ich meine nicht von dem Ihr-wisst-schon-Ufer, sondern von dem Ich-hasse-Bella-obwohl-ich-sie-gar-nicht-kenne-Ufer. Langer Name, deshalb kennt kaum jemand dieses Ufer.
Meine Augen verengten sich und am liebsten hätte ich ihm meine Meinung über ihn gesagt, aber das würde wahrscheinlich mit meinen Plänen, ihn ins Bett zu kriegen, kollidieren. Also besser Mund halten, Swan!
Ich schnaufte kurz und sah weg. Wie würde ich diese Nuss knacken? Mit Gewalt? Hm. Ließe sich sicher einrichten. Nein, das würde man sicher auf dem Video sehen.
Also, was nun?
Ich betrachtete ihn weiter aus den Augenwinkeln. Ich würde später einfach Liz fragen, ob sie mir helfen konnte. Genau das würde ich tun.
Also eins stand schon mal fest.
Einfach würde es sicher nicht werden.